Die Nationalturnszene staunte 2019 über den jungen Märstetter Athleten. Mit zwei Kranzgewinnen und dem 4. Platz in der Jahreswertung gelang dem damals 20-jährigen Thurgauer Leichtgewicht der Einstieg in der Kategorie A fulminant. Zum Nationalturnen kam Yves Müllhaupts allerdings schon einige Jahre früher. In der Jugendriege des STV Märstetten fand er Gefallen an der polysportivsten Turnsparte. Mit 14 Jahren realisierte er durch vermehrte Niederlagen in den Zweikämpfen, dass er in diesem Bereich etwas unternehmen muss.

Schnell Fuss gefasst im Ringen

«Mit meinem eher bescheidenen Körpergewicht von 50 Kilogramm entschied ich mich damals fürs Ringen in Weinfelden», blickt er zurück. Schon bei der ersten Teilnahme an einer Schweizer Meisterschaft gewann er eine Medaille. «Da packte es mich, und ich begann mich aufs Ringen zu konzentrieren.»

Obwohl er in der Folge nur noch «besuchsweise», wie er sagt, Nationalturntrainings absolvierte, hatte er als multisportives Talent in dieser Sparte weiterhin Erfolg. Davon zeugt der 3. Rang in der Leistungsklasse 3 an den

Eidgenössischen Nationalturntagen in Eschenbach LU.

Aufstieg ins Nationalkader

Der Fokus aufs Ringen mit drei bis vier Trainings pro Woche zahlte sich schnell aus. Mit 16 Jahren kam der Thurgauer als Greco-Ringer ins Nationalkader. Vor dem Übertritt zu den Aktiven zog er sich zurück. «Ich habe mich gegen einen noch grösseren Aufwand und damit gegen den Status als Spitzensportler entschieden. So verzichtete ich bewusst auf die Möglichkeit, die Sportler-RS zu absolvieren», sagt er.

Trotzdem betreibt er das Mattenringer weiterhin auf einem hohen Niveau. Davon zeugen die Erfolge im Jahr 2019. Er liess sich als Schweizer Doppelmeister bei den Junioren feiern. Nach einem Jahr als NLA-Doppellizenzringer bei Einsiedeln wechselte er zum Spitzenteam Freiamt. Seinem Stammverein Weinfelden blieb er aber treu und half mit, dass der Abstieg aus der NLB verhindert werden konnte. Mit den Aargauern stiess er bis in den Final vor. In diesem erlebte er in der ersten Begegnung gegen Willisau einen seinen grössten Erfolge. Dank seines Sieges im letzten Kampf über den Altinternationalen Jonas Bossert feierte Freiamt einen überraschenden Mannschaftserfolg.

Nebenbei zwei Kränze gewonnen

Sozusagen auf einer sportlichen Nebenschiene steigerte er sich auch im Nationalturnen. Dass er 2019 in die Kategorie A aufstieg, war eher Zufall denn langfristig geplant. Am Thurgauer Nationalturntag in Bettwiesen entschied er sich kurzfristig, in der Königsklasse anzutreten. Obwohl er in den Vornotendisziplinen trotz einer Maximalnote im 100-m- Lauf (11,9 Sekunden!) zu kämpfen hatte, behauptete er sich bis zur Mittagspause in der vorderen Hälfte. Am Nachmittag blieb er mit drei Siegen und einem Gestellten unbesiegt und stiess auf Rang 4 vor. Nach diesem Exploit startete der 20-jährige Neukranzer hoffnungsvoll am Eidgenössischen Turnfest in Aarau. Doch Yves Müllhaupt erlebte eine herbe Enttäuschung, die ihn auch charakterisiert. Der junge wilde Thurgauer erfuhr im Sägemehl, dass er mit weniger als 80 kg Körpergewicht einen entscheidenden Nachteil hat. Zwar ist er im Ringen kaum zu bezwingen, aber der Zweikampf in Schwinghosen ist nicht seine Sache. Trotzdem scheute er in Aarau im letzten Gang in den Zwilchhosen das Risiko nicht, und verscherzte mit einer Niederlage den Kranz. Ein Gestellter hätte ihm genügt. Aber wie sagt er doch: «Sport muss auch Spass machen, das ist eine Freizeitbeschäftigung.»

Turnverein als Ausgleich

Wichtig ist Müllhaupt der Kontakt zu seiner Basis, dem Turnverein Märstetten. Diesem dient er als Jugileiter und bei Bedarf auch als Korballspieler in der Thurgauer Meisterschaft. Ein regelmässiger Turnstundenbesuch liegt bei der Konzentration aufs Ringen aber ebenso wenig drin wie regelmässige Einheiten bei der Nationalturnriege. «Mein Ziel sind weitere Einsätze in der Nationalliga A mit Freiamt und die Unterstützung von Weinfelden in der Nationalliga B», hält er fest. Nationalturnwettkämpfe will er aber weiterhin bestreiten. Sogar Einsätze bei den Schwingern schliesst er nicht aus.

«Warum nicht zum Spass ein Kranzgewinn»

sagt er mit einem Augenzwinkern.

STECKBRIEF:

Geburtsdatum:                  11. Februar 1999

Sternzeichen:                      Wassermann

Zivilstand:                            ledig

Wohnort:                             Weinfelden

Turnverein:                         STV Märstetten

Ringerklubs:                        RR TV Weinfelden, RS Freiamt

Grösse:                                 174 cm

Gewicht:                              78 kg

Erlernter Beruf:                  Möbelschreiner

Hobbys:                                Holzarbeiten, Skifahren, Snowboarden, Langlauf

Anzahl Kränze:                   2 (Nationalturnen)

Schönste Erfolge:              NLB-Medaillen mit Ringerriege Weinfelden und Sieg

im ersten Finalkampf 2019 mit RS Freiamt

Grösste Enttäuschung:     verfehlter Kranz am Eidg. Turnfest 2019 in Aarau